Fasern

Die verwendeten Fasern bestimmen maßgeblich die Eigenschaften eines Stoffes. Durch Mischen unterschiedlicher Fasern kann man deren Eigenschaften kombinieren, und so für fast jeden Zweck den idealen Stoff herstellen.

Seide [SE]

Mit einem kilometerlangen, feinen Faden, spinnen sich die Raupen des Maulberspinners ein um sich in diesem seidenen Kokon heimlich in einen Falter zu verwandeln.

Illustration - Seide Die meisten von ihnen kommen allerdings nie in den Genuss mal um einen Maulbeer-Baum herumzuflattern, da wir, die Krone der Schöpfung, zwar auch großartige Spinner sind, aber leider nicht in der Lage, selbst derart edle, glänzende Fäden zu produzieren.
Die Raupen dieses unscheinbaren Falters können das. Sie ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaumes.

Wenn sie sich damit dick und fett gefressen haben, spinnen sie sich mit einem einzigartigen "Zweikomponentenfaden" ein:
Mit zwei Drüsen am Unterkiefer produzieren Sie Fibroin (das Eiweiß, aus dem der eigentliche Seidenfaden besteht), zwei weitere Drüsen steuern Sericin bei, eine Art Leim, der die Fäden zusammenhält.
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Bevor der Schmetterling schlüpfen kann, wobei er die kostbaren Fäden zerstören würde, werden die Kokons eingesammelt und gekocht, um den Inhalt zu töten.

Die äußeren Schichten des Kokons werden vorsichtig entfernt und später mit den stark verklebten Innenschichten zu Schappe- oder Bouretteseidengarnen versponnen.
Die Mittlere Schicht (etwa 1000m pro Kokon!) wird abgewickelt (gehaspelt) und als die edelste aller Seiden gehandelt: Die Haspelseide.

Neben der besonders feinen Zuchtseide die in Zuchtfarmen vom Maulbeerspinner produziert wird, gibt es noch Wildseide.
Die stammt vom Tussah- oder Eichenspinner und wird daher auch Tussahseide genannt.
Sie ist von geringerer Qualität, da sie häufig Noppen und Unregelmäßigkeiten aufweist.

Seidengarne glänzen elegant, sind sehr reißfest und lassen sich in wunderschön leuchtenden Farben einfärben.
Seidenstoffe sind, selbst auf empfindlicher Haut, sehr angenehm zu tragen, man sagt ihnen sogar heilende Eigenschaften nach.
Seide ist ein nahezu perfektes Material für Bekleidung: Sie wärmt bei Kälte, kühlt bei Hitze und kann die Hälfte ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich dabei nass anzufühlen.
Allerdings ist sie nicht einfach zu pflegen. Schweiß und manchmal sogar Wassertropfen, hinterlassen permanente Flecken.
Feine Seidenstoffe, wie Organza, Brokat und Taft solltest Du reinigen lassen, wenn Du lange Freude daran haben möchtest.
Ansonsten ist schonende Handwäsche angebracht.