Im Neanderthal



Kennst du das Tal, das jenen Namen trägt,
Der fromm und froh die Herzen uns bewegt?
"Lobe den Herren" - mahnt Neanders Mund,
Und selige Gewißheit thut er kund -
kennst du das Neandertal? Dahin, dahin,
Laß mich mit dir in Gottes Frieden zieh'n!

Doch ach, wie schwand des Tales Friede hin!
Verwüstung rings um irdischen Gewinn!
Der Drache Mammon tobt mit Molochs Wuth -
"Es stürzt der Fels und über ihn die Fluth!"
Neanderthal - sag an: wohin, wohin
Entschwand der Väter treuer Heimatsinn?

Die Düssel aufwärts eil ich, tief bewegt,
Und achte kaum, wohin der Fluß mich trägt -
Da find' ich wieder mich im stillen Thal,
Im süßen Frieden nächst dem Ort der Qual;
Kennst du den Friedensport? Dahin, dahin
Laß mich mit dir aus aller Unrast flieh'n!

Wohlan denn, was des Daseins Kampf zerrieb,
Lehr doppelt schätzend uns, was übrig blieb;
Drum auch die Trümmer von Neanderthal,
Sie seien doppelt werth uns allzumal,
Und reißt auch sie der Srom der Zeit dahin,
Denk: Edens Palmen steh'n in ewigem Grün!


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Neandertal